Lehrplanforschung

Curriculare Planungen

Müssen wir das ertragen?

Posted on | September 5, 2012 |

(RKü) Natürlich könnte man den Fernseher auch ausschalten, aber, hat man den Anfang gesehen, schmerzt auch das absehbar zu Sehende und zu Hörende nachhaltig. Das Deutsche Fernsehen sendet am 2. 9. abends nicht bloss in der ARD den ‚Jauch‘, „Achtung Computer – macht uns das Internet dumm?“
http://www.ardmediathek.de/das-erste/guenther-jauch/achtung-computer-macht-uns-das-internet-dumm?documentId=11612584

das ZDF doppelt diesen öffentlichen Dummheitsdiskurs im neuen ‚Precht‘ mit dem Neurobiologen Gerhard Hüther nach „Macht Lernen dumm?“
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1720560/Macht-Lernen-dumm%253F#/beitrag/video/1720560/Macht-Lernen-dumm%3F/dialog/sendfriend

Der neurowissenschaftlich versierte Psychiater und Psychologe Manfred Spitzer, er hat in den letzten Jahren eine irritierte, aber willige Bildungsöffentlichkeit auf die Zukunft eines neuen Lernens vorbereitet, sass hier bei Jauch auf Werbetour für seinen neuesten Schrei, die unserer Jugend drohende digitalen Demenz. Ungleich seriöser gab sich da Hüther, bevor der unserer Schule als nationaler Bildungstrainer Begeisterung und Neugier empfahl. Um die Gesellschaft vor ihrem Ende zu bewahren, müsse die Schule endlich Abstand nehmen von ihrer überholten Praxis, unnützes und längst fertiges Wissen zu repetieren und zu memorieren. Precht sekundierte eifrig und beflissen mit einer Suada solch angelernten alten und bekannten Wissens über Rousseau, Humboldt und Reformpädagogik.

Die selbsternannten Erziehungs-, Bildungs- und Schulexperten verkündeten ihre ach so neuen Einsichten und Weisheiten bar jeder Nachdenklichkeit und Reflexion, bar jeder Differenzierung, holten den ganz breiten Pinsel und schmierten uns ihre Weisheiten an die Wand wie ungekonnte Tags. Man kann es nicht anders nennen, es waren öffentliche Bildungssudeleien, die uns das öffentlich rechtliche Fernsehen da zumutete.

Unübertroffen allerdings war auch, wie sich die Sendungen und ihre Akteure selbst entlarvten in ihrer peinlichen Dürftigkeit der Gedanken. Die einleitende Feststellung des neuen Fernsehphilosophen qualifizierte alles Kommende in kaum zu überbietender Klarheit und Knappheit. Precht erklärte uns, dass ein Schüler oder eine Schülerin bis zum Abitur rund 100‘000 Unterrichtsstunden habe über sich ergehen lassen, ertragen oder erleiden müssen. Bei solcher Sach- und Rechenkenntnis versteht man erst, was die Herren mit dem Ende der Bildung und in dessen Gefolge auch mit dem Ende der Gesellschaft meinten. Oder ist es nur Ausdruck einer neuen Pädagogik der Neugier und der Begeisterung, wenn die rund 15‘000 Unterrichtsstunden, welche die berühmte Rutter-Studie aus dem Ende der 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wenig spektakulär noch errechnete, bildungsphilosophisch auf 100‘000 aufgeblasen werden? Was braucht es da noch altes Wissen oder Empirie gar? Befreien  wir uns und unsere Kinder doch von solch hinderlichen Sachverhalten und ihrer mühsamen Aneignung. Allerdings fragt man sich dann, ist das nun die mediale Demenz der älteren Herrschaften?

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